Das
ist das Maerchen von dem Englein
mit dem goldenen Naeschen
Auf einer grossen Wolke, sind viele Englein
damit beschaeftigt.
sich auf das liebe Weihnachtsfest vorzubereiten.
Ueberall werden
Nuesse vergoldet, Aepfel blankgerieben und
fertige Paeckchen
mit roten Baendern verschnuert. Wenn die Engel
aus der Weihnachts-
baeckerei frisches Gebaeck bringen, werden sie
jedesmal von den
herrlichsten Dueften begleitet. Allen laeuft das
Wasser im Munde
zusammen! Aber naschen duerfen die Englein
nichts, denn alles ist
ja fuer die Kinder auf der Erde bestimmt.
Aber
die Arbeit wird voll freudiger Erwartung
getan. Ploetzlich
wird es mucksmaeuschenstill. Der Heilige
Nikolaus steht auf einmal
da und niemand hat ihn kommen sehen. Aber
sein gutes Gesicht strahlt
vor Verguegen und wohlgefaellug sieht er auf
seine fleissigen
Schuetzlinge hinab. "Das habt ihr wirklich
nett gemacht", sagt er.
"Aber wenn ihr hier fertig seid, muessen wir
noch einmal unsere
Lieder und Musikstuecke proben."
Ihr wisst ja, so recht hat es gestern noch
nicht geklappt. Gerade,
als er wieder gehen will, faellt sein Blick
auf das allerkleinste
Englein. Es sitzt am Rande einer Wolke und
ist ganz mit Gold
beschmiert. Sogar auf dem winzigen Naeschen
sitzt ein goldener
Fleck. Aber warum weint es denn so sehr? Der
Nikolaus kommt
naeher und sieht ueberall Kuchenkruemel und
Nussschalen herum-
liegen. Der kleine Tunichtgut hat die Nuesse
nicht vergoldet.
sondern geknackt und aufgefuttert. Und nun
hat er Bauchschmerzen
bekommen. Der gute Nikolaus nimmt den
kleinen Suender bei der
Hand und fuehrt ihn zur Hausapotheke,
... aus welcher das Englein ein paar Tropfen
bekommt. Einge Zeit
spaeter findet die Generalprobe fuer die
kleinen Saenger und
Musikanten statt. Der Nikolaus ist schon
recht zufrieden. Doch bei
der letzten Melodie legt er seine Hand
hinter das rechte Ohr, um
genauer hoeren zu koennen. So gut auch sonst
gespielt wird,
irgendeine Floete quietscht immer graesslich
daneben. "Ich moechte
bloss wissen, wo dieser unmusikalische
Stoerenfried steckt",
murmelt er vor sich hin.
Natuerlich ist es das naschhafte Engelchen
von heute morgen.
Obwohl es sich hinter dem Ruecken eines
anderen Engleins versteckt,
entdeckt es der Nikolaus. "Du bist wohl doch
noch etwas zu klein
zum Mitspielen", sagt er und laesst sich die
Floete geben. Der
verhinderte Musikant setzt sich schmollend
auf den Wolkenrand
und laesst seine Beinchen hinabbaumeln.
Interessiert schuaut er den
Schneeflocken zu, der der Wind manchmal zu
einem lustigen Tanz
antreibt.
Dann aber schweben sie langsam und gemessen
immer tiefer und
tiefer und tiefer. Als unser Englein sich einmal
vornueberbeugt,
um einer besonders dicken Flocke nachzuschauen,
purzelt er
kopfueber hinterher. Ist das ein Schreck! Ein
Glueck, dass es sich
noch zur rechten Zeit an seine Fluegelchen
erinnert! So landet es
doch noch wohlbehalten auf der Erde - in der
Naehe eines kleinen
Dorfes, das ganz verschneit zwischen spitzen
Huegeln und dunklen
Tannen daliegt. Geschwind fliegt das Engelchen
auf die hell
erleuchteten Fenster zu.
Als das Englein an das erste Haus kommt, schaut
es neugierig
zu einem Fenster hinein und presst dabei sein
vergoldetes Naeschen
an die Scheibe. In der Stube hat gerade ein
kleiner Junge seine
Gechenke bekommen. Ploetzlich hebt er den Kopf
und entdeckt
das Englein. Als er mit grossen erstaunten Augen
auf das Fenster
zugeht, fliegt das Englein schnell weiter. Auf
der Fensterscheibe
aber ist ein goldener Fleck zurueckgeblieben.
"Mutti", ruft der
kleine Junge, "Gerade war ein Englein am
Fenster!
Sieh nur den goldnen Fleck! Die Christnacht ist
herangekommen:
Unter dem dunklen Himmelszelt mit seinen
flimmernden Sternen'
streben die Menschen ihrem Kirchlein zu. Auch
der kleine Junge
muss seine neuen Spielsachen fuer kurze Zeit
verlassen. Nun stapft
er zwischen seinen Eltern durch den tiefen
Schnee. Ploetzlich bleibt
er stehen und zeigt auf einige Stellen, an denen
das reinste Gold
schimmert - hier ein Tupfen am Zaun, dort ein
Fleck am Strauch.
Die Spur fuehrt den ganzen Weg entlang bis
hinauf zur Dorfkirche.
Hier ist ein Englein vorbeigekommen, das
vorhin durch unser
Fenster geschaut hat", sagt der kleine Junge
aufgeregt. "Ganz
bestimmt!" Die Mutter laechelt fein und zieht
ihn weiter. Als die
Gemeinde in der Kirche ein Weihnachtslied singt,
blickt der
kleine Junge mit glaenzenden Augen zur Decke.
Dort sind praechtige
Gemaelde zu sehen. Und all diese Bilder sind von
vielen Englein
umgeben. Aber eines von ihnen bewegt sich ja!
Der kleine Junge haelt dem Atem an. Sein Englein
sitzt mit einem
schelmischen Laecheln auf ihn herab. Das faellt
es mit seinem
glockenhellen Stimmchen ein: "Stille Nacht,
heilige Nacht...".
Im Himmel wird das Englein schon vermisst, Als
es nach dem
Weihnachtsgottesdienst wieder in den Himmel
kommt, hat es
wirklich viel zu erzaehlen. Ja, da kommen all
die anderen Englein
aus dem Staunen nicht mehr heraus.
|